Auf den Spuren der Pfarrerin durch die Kirche

Am 13. September 1931 tut das Bündner Bergdorf Furna einen Schritt, den zuvor noch keine Gemeinde der Schweiz gewagt hat: Es wählt eine Frau zur Pfarrerin – gegen die herrschenden Gesetze. Greti Caprez-Roffler ist damals 25jährig, frisch gebackene Theologin und Mutter. Jahrzehnte später macht sich die Enkelin auf Spurensuche. Greti Caprez-Roffler (1906 – 1994) war die erste Frau in der Schweiz, die als Pfarrerin alleinverantwortlich eine Gemeinde betreute. Sie gehörte 1963 zu den ersten zwölf Theologinnen, die von der Zürcher Landeskirche im Grossmünster ordiniert wurden. Sie inspirierte ihren Mann Gian Caprez-Roffler zum Zweitstudium in Theologie und übte mit ihm das Pfarramt im Jobsharing aus, lange bevor der Begriff existierte. Sie forderte für sich, was damals kaum vorstellbar war: ein volles Berufsleben und gleichzeitig eine glückliche Liebe, eine erfüllte Sexualität, eine Familie mit vielen Kindern. Ihre Enkelin Christina Caprez (*1977), Soziologin und Journalistin, hegt heute ähnliche Wünsche. Fasziniert liest sie die Tagebücher, Briefe und Zeitungsausschnitte, die ihre Grossmutter mit einem Zettel versehen hat: «Für eine evt. Theologin unter meinen Enkelinnen und Enkeln.» Sie entdeckt eine Frau mit einem grossen Hunger auf das Leben, die ihre Zeitgenossen mit ihrem festen Willen und ihrer direkten, bestimmenden Art immer wieder herausforderte.

Die Hörinstallation über Greti Caprez-Roffler ist in der Reformierten Kirche Igis bis zum 1. Dezember 2019, täglich 12 bis 19 Uhr, zu sehen.

Die Buchvernissage «Die illegale Pfarrerin» findet am 27. November um 19.30 Uhr in der Reformierten Kirche Igis statt.


31. Oktober 2019